Nishkalanka Behandlungs- und Rehabilitationsprogramm für Menschen mit problematischem Alkoholkonsum

Unser umfassendes Behandlungs- und Rehabilitationsprogramm bietet spezialisierte psychologische, soziale und medizinische Behandlung für Menschen mit problematischem Alkoholkonsum und ihre Familien. Unser Ziel ist es, Betroffene wieder in Familie, Beruf und Gesellschaft zu integrieren. Zusätzlich führen wir Aufklärungsarbeit in den Dörfern durch. Nishkalanka befindet sich im ländlichen Südindien, wo die Versorgungslücke besonders gross ist.

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ZUM CROWDFUNDING

Gemäss WHO hat der Alkoholkonsum weltweit in den letzten zehn Jahren um 38% zugenommen. In Indien weist jede zehnte Person problematischen Alkoholkonsum mit sozialen, körperlichen oder psychischen Folgeschäden auf. Häufig stellt der Konsum den Versuch dar, Angst und Depression mit Alkohol zu bekämpfen. Die Abwärtsspirale der Abhängigkeit führt dazu, dass sich der Alkoholkonsum zunehmend verselbstständigt. Dabei sind Männer besonders betroffen. Dies hat in einem Land wie Indien, in dem hauptsächlich das männliche Familienoberhaupt das Einkommen erwirtschaftet, weitereichende soziale Konsequenzen. Erst wird das Einkommen für den Alkoholkonsum eingesetzt und später erhöhen körperliche Erkrankungen die Wahrscheinlichkeit von Erwerbsausfall und führen die ganze Familie in Armut. Betroffene entwickeln Lebererkrankungen oder Krebs beispielsweise im Mund oder in der Speiseröhre. Diese körperlichen Erkrankungen treten aufgrund der schlechten Qualität des Alkohols, der meist illegal in den Dörfern gebraut wird, rascher auf als üblicherweise. Zusätzlich sind die Betroffenen schlecht ernährt. Armut und soziale Ausgrenzung erhöhen den psychischen Stress, sodass es oft zu häuslicher Gewalt kommt. In Indien beschränken sich die Therapiemöglichkeiten für Menschen mit problematischem Alkoholkonsum auf die Entzugsbehandlung sowie die Behandlung von körperlichen Folgeschäden. Spezifische Entwöhnungstherapien und betreute Wohn- und Arbeitsangebote fehlen. Somit steht die Symptombekämpfung im Vordergrund, und die Behandlung ist meist ohne nachhaltigen Effekt. Um diese Lücke zu schliessen, propagiert die WHO, Behandlungsprogramme in die hausärztliche Grundversorgung zu integrieren. Dies macht Sinn, da die Patienten häufig wegen den körperlichen Folgeerscheinungen den Arzt aufsuchen. Wir haben uns deswegen entschieden, Nishkalanka als neues Behandlungs- und Rehabilitationsprogramm in einem kleinen Grundversorgungsspital mit gut ausgebautem hausärztlichen Sprechstundenprogramm aufzubauen.

Ziel

Das „Nishkalanka“ Behandlungsprogramm für Menschen mit problematischen Alkoholkonsum kombiniert Prävention, Therapie und Rehabilitation, sodass Betroffene und ihre Familien umfassende, psychiatrische Behandlung erhalten. 

Prävention und aufsuchende Sozialarbeit.
Durch Aufklärungskampagnen in den Dörfern sensibilisieren wir die Bevölkerung für körperliche, psychische und soziale Folgen eines problematischen Alkoholkonsums und erläutern Behandlungsmöglichkeiten. Die aufsuchende Sozialarbeit unterstützt betroffene Familien in ihren Grundbedürfnissen (Wohnverhältnisse, Grundnahrungsmittel, Schulbildung).

Beratung und Rückfallprophylaxe.
Ziel ist die Behandlung von leichteren Formen des problematischen Alkoholkonsums durch ein psychotherapeutisches Kurzinterventionsprogramm, sowie die Rückfallprophylaxe im Anschluss an eine stationäre Entwöhnungsbehandlung. Letzteres beinhaltet ebenfalls eine Selbsthilfegruppe der Anonymen Alkoholiker.

Entzugs- und Entwöhnungsprogramm.
Eine Gruppe von zehn Patienten wird jeweils Ende Monat für das vierwöchige, stationäre Behandlungsprogramm aufgeboten. Nach dem akuten körperlichen Entzug, der unter enger medizinischer Begleitung im Spital durchgeführt wird, bieten wir ein intensives psychologisches Entwöhnungsprogramm an. Hier lernen die Betroffenen Zugang zu ihren Gefühlen zu finden, an ihren Triggern und Risikosituationen zu arbeiten und einen Plan zur Rückfallprophylaxe zu erstellen. 

Begleitetes Wohnen und betreute Arbeitsplätze
Für schwer erkrankte Menschen aus sozial besonders prekären Verhältnissen oder Menschen mit regelmässigen Rückfällen haben wir die Möglichkeit eines begleiteten Wohnens geschaffen. Dabei handelt es sich um eine Männer-WG in Gehdistanz zum Behandlungszentrum. Es leben im Durchschnitt fünf Betroffene während 3-6 Monaten zusammen. Während dieser Zeit gehen sie entweder einer geregelten Arbeit nach oder arbeiten betreut auf dem Areal von Nishkalanka, z.B. in der Spitalwäscherei, im Garten oder bei der seriellen Produktion von recyclierten Papiertüten zum Abpacken von Medikamenten.

 

Projektleitende

Monika Müller

Gründerin und Co-Präsidentin delta
Psychiaterin und Psychotherapeutin

Dr. med. Sindhu Mathew

Chefärztin Cardinal Gratias Hospital and Gründerin “Nishkalanka"

Janette Dasouza

Sozialarbeiterin und die Co-Leiterin von “Nishkalanka” (stationäres Programm)

Sampurna Inchal

Sozialarbeiterin und die Co-Leiterin von “Nishkalanka” (begleitetes Wohnen)

Testimonials

«Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, Hilfe anzunehmen. Eigentlich kam ich einzig meiner Mutter zu liebe, die sich seit dem Tod meiner Frau um meine kleine Tochter kümmert. Als ich dann hier war, war sehr beeindruckt, mit wie viel Motivation und Hingabe uns die Angestellten geholfen haben, uns der Sucht zu stellen. Ich sagte mir: Ich möchte etwas zurückgeben und den Neuankömmligen unter die Arme greifen. Nun arbeite ich seit Juli 2022 als Pflegehelfer in Nishkalanka.»

«Meine Familie hat darauf bestanden, dass ich mich in Behandlung begebe, da bereits mein Onkel wegen Alkoholkonsum gestorben ist. Er war in betrunkenem Zustand in einen Verkehrsunfall verwickelt. Dank Nishkalanka kann ich meinen Bauernbetrieb sowie die dazugehörige kleine Zuckerfabrik wieder führen. In der Trockenzeit bringen die Bauern der umliegenden Dörfer ihre Zuckerrohrernte zu mir. Mit Hilfe von mehreren Saisonangestellten stelle ich innerhalb von vier Monaten 8000 kg Zucker aus Zuckerrohr her, den ich dann auf dem Markt in der Stadt für umgerechnet 50 Rappen pro Kilogramm verkaufe.» 

„Mein Alkoholkonsum verstärkte sich mit dem Tod meines Vaters. Er und mein jüngerer Bruder sind gleichzeitig an Krebs erkrankt. Ich war plötzlich der einzige Verdiener in der Familie. So musste ich nicht nur die Alltagsausgaben der Familie decken, sondern auch das fehlende Einkommen ausgleichen und zusätzlich die hohen Krebsbehandlungskosten tragen. Als mein Vater schliesslich verstarb, machte ich mir Vorwürfe. Ich hatte das Gefühl ihm wegen fehlender finanzieller Mittel keine ausreichende Behandlung ermöglicht zu haben. So rutschte ich in den Teufelskreis von Depression und Alkoholabhängigkeit. Dank Nishkalanka habe ich wieder Arbeit als Informatiker gefunden. Gleichzeitig konnte ich meine familiären Konflikte aufarbeiten.“

«Ich bin mit meiner Schwester in einem Waisenhaus aufgewachsen und habe ein sehr unstetes Leben geführt. Der indischen Kultur entsprechend, habe ich sehr früh geheiratet. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich mit der Verantwortung gegenüber Frau und Kind überfordert gewesen bin. Dies hat dazu geführt, dass ich Alkohol trank um meinen Stress zu regulieren. Als meine Frau mich schliesslich mit unserem Kind verliess, hat eine Abwärtsspirale eingesetzt. Mehrere Entzugsbehandlungen haben mir nicht geholfen. In Indien werden diese an Orten durchgeführt, die einem Gefängnis gleichen. Der einzige Wunsch war jeweils, möglichst rasch wieder herauszukommen. In Nishkalanka ist das ganz anders. Das Behandlungsteam bemüht sich um jeden von uns und wir können uns frei auf dem Campus bewegen. So habe ich mich entschieden, nach der Entwöhnungsbehandlung in die begleitete Männer-WG zu ziehen und im Garten von Nishkalanka Gemüse und Linsen für die Küche anzubauen. Nishkalanka hat mir geholfen, wieder Sinn im Leben zu finden.»

Aktualitäten

  • 01. November 2022

    Längerer Projektbesuch von Dr. Monika Müller zur Etablierung verschiedener Behandlungsalgorithmen und SOP’s sowie Weiterbildung im Bereich Evaluation und Management von Suizidalität.

  • 20. Oktober 2022

    Das Experiment begleitetes Wohnen mit mittelfristigem Ziel der Reintegration in das bestehende soziale Umfeld ist erfolgreich gestartet. Es bietet zehn Betroffenen Platz, die während des Aufenthaltes einer bezahlten Arbeit, entweder auf dem Nirmal Nagar Campus oder auf dem ersten Arbeitsmarkt, nachgehen.

  • 10. Oktober 2022

    Zum ersten Mal feiern wir den World Mental Health Day mit dem Ziel die Dorfbevölkerung für problematischen Alkoholkonsum und deren Folgen zu sensibilisieren. Die teilnehmenden 400 Frauen sind alles Mitglieder von Mikrofinanzgruppen und als solche gut in ihren Dörfern vernetzt.

  • 01. Juni 2022

    Nach langersehntem Warten und Covid-bedingter Verzögerung konnte die erste Gruppe von sieben Patienten endlich das 4-wöchige, spezialisierte Entzugs- und Entwöhnungsprogramm starten.

  • 23. Mai 2022

    Rund 15 Teilnehmende haben das erste Training durch Sangath absolviert. Thema waren Grundkompetenzen psychotherapeutische Gesprächsführung, Management von Suchtdruck, Trigger, Stress, und Rückfallprophylaxe. Ein Booster Training sowie eine Vertiefung im Thema depressive Zusatzerkrankung ist nach einem halben Jahr geplant.

  • 22. Mai 2022

    Das erste Beiratstreffen wurde mit der offiziellen Einweihung von Nishkalanka Behandlungs- und Rehabilitationsprogramm für Menschen mit problematischem Alkoholkonsum durchgeführt.

  • 15. Mai 2022

    Erfolgreiche Registrierung unseres Nishkalanka Behandlungs- und Rehabilitationsprogramm für Menschen mit problematischem Alkoholkonsum beim State Medical Office Karnataka!

Dokumente & Infos

 

Sangath

Kontakt

Monika Müller, MD PhD, FMH für Psychiatrie und Psychotherapie
monika.mueller@delta-ngo.ch